Diplomprojekt

Wochen-Seminar Arosa

Kreatives Tanzen, Bewegen, Gestalten

und körperorientierte Musik

Ein tanztherapeutisches Bewegungsangebot und ein körperorientiertes Musikangebot im Rahmen der Musik-Kurswochen Arosa

Fokus Improvisation und Gestaltung

 

 

 

 

Simone Kaiser

Felsenstrasse 3

4450 Sissach

simone.kaiser@bluewin.ch

November 2019

 

 

«Tanze, tanze, lass mich ein in dein Sein. Lass mich wirken im Seelenheim, bring die Heilung, bring die Kraft, tanze, tanze den Lebenssaft. Fliege, krieche, brülle mit dir, zeig dir das Warten, das Lauern hier – der richtige Zeitpunkt, er kommt gewiss, die Liebe, sie wartet, sie handelt, sie ist.»


Aus dem Buch «Schamanisch begleiten» von Eva Grütlinger

 

 

 


 

Inhaltsverzeichnis

1       Das Projekt 4

1.1        Projektidee. 4

1.2        Projektbeschrieb. 4

1.3        Motivation. 6

2       Projektspezifisch.. 7

2.1        Prozessthemen. 7

2.2        Fragestellung. 7

2.3        Projektbezogenes Hauptlernziel 8

2.4        Hypothese. 8

2.5        Themen. 8

2.6        Therapeutische Feinplanung der 5 Seminartage. 10

3 Theorie. 22

3.1 Salutogenetischer Ansatz. 22

3.2 Achtsamkeit 23

3.3 Körperbildarbeit 24

3.4 Laban Bewegungsfaktoren. 25

3.5 Bewegungsimprovisation und Gestaltung. 26

3.6 Tanzimprovisation zu Livemusik. 27

3.7 Methoden. 28

3.7.1Körperreisen. 28

3.7.2 Themenzentrierte Improvisation. 29

3.7.3. Bewegungsrepertoir Erweiterung. 29

3.7.4 Choreografie. 30

3.7.5 Bewegungsimprovisation und Gestaltung. 31

3.7.6 Kraftwesensuche (Schamanistische Methode) 31

3.7.7 Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK). 32

3.7.8 Escrima als tanztherapeutische Anwendung. 33

3.7.9 Chakratanzen. 34

3.8 Musikinstrumente und die Livemusik. 36

3.9 Embodiment 38

3.10 Archetypen. 38

4       Schlussbetrachtung. 39

I Werbung.. 40

II Literaturliste. 40

 


1        Das Projekt

 

1.1  Projektidee

Folgende Themen interessierten mich und standen deshalb zur Auswahl: «Freies Tanzen in der TBT», «Trommeltanz als Anwendungsmöglichkeit in der TBT*» oder das Seminar: «Kreatives Tanzen, Bewegen, Gestalten und Körperorientierte Musik». Ich entscheide mich für das Thema «Seminar Kreatives Tanzen, Bewegen, Gestalten und Körperorientierte Musik», da mein Partner und ich dieses bereits gemeinsam in Arosa im Rahmen der Musikwochen durchgeführt haben und weil wir dieses auch in Zukunft anbieten möchten. Die vorliegende Arbeit gibt mir die Möglichkeit, das Seminar in seiner Gesamtheit zu beleuchten und mein Wissen und meine Erfahrungen zu vertiefen. Die Fokussierung auf Improvisation und Gestaltung hat sich aus meiner langjährigen beruflichen Tätigkeit als Tanzschaffende auf dem Gebiet Tanztheater und Ethnotanz ergeben. In diesen beiden Tanzsparten hat das Improvisieren und Gestalten einen grossen Stellenwert. Im Tanztheater findet der Tanz in einem theatralen Kontext statt und das Entwickeln von neuen tänzerischen Bewegungen und das Gestalten einer «Personage» sind wichtige Bestandteile. Die Bewegung und der Tanz sind die Mittel, um eine Figur zu gestalten und mit ihr eine Geschichte zu erzählen. Im Ethnotanz, welchen ich bei einem kulturellen Austausch in Südafrika persönlich erfahren durfte, geht es ebenfalls um die Entwicklung einer Figur, die Gestaltung wird aber in der Interaktion entwickelt. Die tanzende Person bewegt sich mit improvisierten Tanzschritten inmitten eines Kreises einer Gruppe von Menschen. Sie steht mit ihrer Ausdruckskraft im Dialog mit den Zuschauenden und daraus kristallisiert sich die Persönlichkeit der tanzenden Person heraus.

*TBT= Tanz-und Bewegungstherapie

1.2  Projektbeschrieb

Das Seminar findet im Rahmen der Musikkurswochen in Arosa während fünf Tagen jeweils anfangs Juli von 09.30 – 12.00 Uhr (Tanz, Bewegen, Gestalten) und von 16.00 – 18.30 Uhr (Körperorientierte Musik) statt. Es richtet sich an Jugendliche und Erwachsene, welche gerne mit Bewegung, Tanz, Instrumenten und der Stimme experimentieren und ihre Fähigkeiten erkennen, erleben und erweitern möchten. Das Seminar soll ein breites Publikum ansprechen. Menschen, welche eine Bereitschaft haben, sich auf Neues und Ungewohntes einzulassen, Menschen, welche erschöpft sind und auftanken wollen und Berufsleute in pädagogischen und sozialen Berufen, welche sich weiterbilden möchten. Gerne nehme ich vor Seminarbeginn Kontakt mit den Teilnehmenden auf, um Informationen auszutauschen und Fragen zu beantworten.  Die Seminargebühren bezahlen die Teilnehmenden bei der Organisatorin, Arosa Kultur. Diese erledigt auch die ganze Administration.

 

Das Seminar soll den Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, mit dem Körper, der Bewegung, dem Tanz, den Gefühlen, der Stimme, den Rhythmen, Tönen, mit Klängen im Körper und auf Musikinstrumenten, mit der Kreativität und in der Interaktion neue Erfahrungen zu machen. Damit erweitern sie ihren Erfahrungsspielraum, erkennen und erleben ihre Ressourcen und stärken somit die «Quellen der Kraft». Wichtig ist Peter Hürlimann und mir, eine achtsame und wertschätzende Haltung zu vermitteln und einen Rahmen zu schaffen, wo sich Kreativität und Gestaltungskraft so frei wie möglich entfalten können. Den im Bündnerland liegenden Ferienort Arosa haben wir deshalb gewählt, weil eine geeignete Lokalität zur Verfügung steht, welche in Bezug auf die Räumlichkeiten mit Blick auf die Berglandschaft überzeugt und wir auch draussen in der Natur, umgeben von Seen, Wäldern und Bergen, arbeiten und verweilen können. Das Seminar beinhaltet sowohl «Tanzen-, Bewegen und Gestalten» als auch «körperorientierte Musik». Wir haben die Hauptleitung so aufgeteilt, dass Peter Hürlimann die körperorientierte Musik und ich das «Kreative Tanzen, Bewegen und Gestalten» anleite. Bei dem Diplomprojekt wird hauptsächlich das letztere Angebot beschrieben, welches am Morgen stattfindet.

Den Seminarinhalt schreiben wir wie folgt aus:

In diesem Seminar werden wir mit Bewegungen, Tanz, Musikinstrumenten, Stimme und Klängen improvisieren und gestalten:

                                            ֍ zu Livemusik bewegen und tanzen

                                            ֍ Mit Bewegungen experimentieren und Tänze entwickeln

                                            ֍ Improvisieren und Gestalten mit Bewegung und Stimme

                                            ֍ Escrima

                                            ֍ Chakratanzen

                                            ֍ Musizieren auf pentatonisch gestimmten Instumenten  

                                            ֍ Klänge erforschen und Rhythmen spielen

                                            ֍ Morgenmeditationen  

                                            ֍ Achtsamkeitsübungen  

                                            ֍ Tanz- und Musikerlebnis in der Natur

 

Mit dem Erkennen, Aktivieren und Stärken von eigenen Ressourcen ermöglichen wir den Zugang zu Energie, Kraft, Wachheit, Zufriedenheit und innerer Ruhe. Schöpferisches und kreatives Erleben ist garantiert.

Bei schönem Wetter sind wir auch draussen in der wunderschönen Berglandschaft, umgeben von Seen und Wäldern.

 

Seminarthemen:

 

Bewegung und Tanz

 

▪ Improvisieren und Experimentieren mit Bewegung und Tanz

▪ Kreative und gestalterischer Bewegungsprozesse initiieren

▪ das Potenzial der Gestaltungskraft erleben

Erweiterung des Bewegungsrepertoirs

▪ Tänze entstehen lassen und gestalten

▪ Körperreisen und Bodyscan

▪ Freies Tanzen zu Livemusik

▪ Escrima, ein Experimentierfeld mit Kraft, Grenzen, Achtsamkeit

▪ Chakratänze

▪ Achtsamkeit praktizieren

 

 

Körperorienterte Musik

 

 ▪ Improvisieren und experimentieren auf Percussions-

    Instrumenten, Monochord, Koto, Indianerflöte, Ghettoharfe

 ▪ Klänge, Stimme und Rhythmen erforschen

 ▪ Klang-Meditation

 ▪ Klangraumkreationen

 ▪ Kraftlieder und Krafttänze

 ▪ Kommunikation mit Rhythmen, Klängen und Bewegung

 ▪ Achtsamkeit praktizieren

 

 

1.3  Motivation

Tanzen, Bewegen und Gestalten waren für mich schon als Kind eine Ressource. Da ich dafür viel Raum und Zeit investieren durfte, habe ich mich als Kind als kraftvoll, handlungsfähig, selbstbestimmend und authentisch wahrgenommen. Während meiner Ausbildungs- und späteren Berufszeit als Physiotherapeutin sind diese positiven Wahrnehmungen in den Hintergrund gerückt und ich habe mich oft ausgelaugt, fremdbestimmt erlebt und war geplagt mit Symptomen wie Magenschmerzen und Appetitlosigkeit. Während der Ausbildung und meiner Tätigkeit als Bühnentänzerin und später während der Ausbildung am IAC habe ich erfahren dürfen, dass sich Erlebnisräume kreieren lassen, wo die Möglichkeit besteht, sich wieder kraftvoll, selbstbestimmend und kreativ zu erleben. Ich fühlte mich im eigenen Wesenskern wieder angesprochen und involviert. Das Gefühl des Ganz- Sein nach einer Tanzimprovisation, die entfaltende Kraft bei der Gestaltung einer Figur und die Möglichkeit mit sich und dem Gegenüber auf authentische Weise in Beziehung zu treten, haben mir einen erweiterten Erfahrungs-, Bewegungs- und Bewusstseinshorizont aufgezeigt. Durch meinen Beruf als Tänzerin wusste ich von der Kraft, die sich entfaltet, wenn eine Bewegungsabfolge Gestalt annimmt. Doch erst mit den Methoden der TBT, welche diese Ressourcen gezielt fördern, ist mir ein bewusster Umgang damit vermittelt worden. Mit diesem Wissen darum, wie gemachte kraftspendende Erfahrungen integriert und verankert werden, ist es mir heute auch wieder möglich, ohne Magenschmerzen und Energieverlust als Physiotherapeutin zu arbeiten. Dieses Wissen möchte ich gerne weitergeben. Das Seminar bietet sowohl Wissenstransfer als auch die Chance, mich im Austausch mit anderen Menschen in meiner gesamten Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

Die vorliegende Projektarbeit ermöglicht mir, den roten Faden im bereits bestehenden Seminarinhalt sichtbar zu machen, ausgewählte Theorien darzulegen und meine humanistische Haltung auszudrücken. Diese vertiefte Auseinandersetzung ist auch eine Chance, unser Angebot zu evaluieren und damit zu entwickeln.

2        Projektspezifisch

 

2.1  Prozessthemen

Unser Angebot ist ressourcenorientiert und das Ziel ist, Ressourcen zu stärken, welche brachliegen und aus den verschiedensten Gründen wenig aktiviert werden. Achtsamkeitsübungen sind hilfreich, die Eigenakzeptanz in körperlichen, psychischen und geistigen Bereichen zu sensibilisieren. Für viele Teilnehmenden ist das Thema Eigenakzeptanz sehr anspruchsvoll und Unruhe, Nervosität und Ungeduld können Grenzen anzeigen. Leute, die sich erschöpft und ausgelaugt fühlen, haben manchmal klare Vorstellung, wieso sie erschöpft sind und wie sie Energie tanken können.  Da wir während des Seminars mit Improvisation und Gestaltung unterwegs sind, kann ein Prozessthema sein, wie sich diese Erschöpfung im Bewegungskanal äussert, welche Kritiker erscheinen und welche Ressourcen zur Verfügung stehen, um wieder Energie und Kraft zu tanken. Bei der Gestaltung können Kritiker das Gestalten als «kindisches Basteln» abwerten. Prozessthema ist in der Folge, einen Erlauber zu installieren, welcher die Gestaltung wertschätzt. Hier braucht es eine Klärung der Wertvorstellungen. Dann gibt es Teilnehmende, welche im Arbeitsalltag wenig Gelegenheit haben, sich zu bewegen, wobei die Gründe vielschichtig sind. Ihr Bedürfnis ist es, durch das Angebot wieder Motivation und Freude zu finden, sich zu bewegen. Auch in diesem Bereich ist mit Grenzerfahrungen zu rechnen. Das Verbinden von Bewegungs- und Beziehungsebene und die Gestaltung eines Bewegungsablaufes kann aussagekräftig und wegweisend sein. Manchmal ist es auch ein Angstthema, welches hemmend wirken kann und den Wunsch, sich zu bewegen, zu gestalten und zu tanzen, bremst. Da wir im Rahmen des Seminars nicht konfliktzentriert arbeiten ist es sinnvoll, Grenzen zu benennen und zu respektieren.  Das Angebot möchte auch die Kreativität und Gestaltungskraft fördern. Hier können Kritiker auftauchen, welche hohe Erwartungen und Leistungsdruck auslösen. Das Prozessthema ist, das eigene Wertsystem zu hinterfragen und so zu erweitern, dass Druck und Erwartung gesenkt werden und sich der kreative, gestalterische Prozess entfalten kann.

 

2.2  Fragestellung

Welche Voraussetzungen braucht es, um den kreativen und gestalterischen Prozess innerhalb der Bewegung, des Tanzes und der Gestaltung zu aktivieren, in Fluss zu bringen und zu begleiten?

 

2.3  Projektbezogenes Hauptlernziel

Die Teilnehmenden machen Erfahrungen im Erlebnisraum: Bewegung, Tanz, Gestaltung, Musik und Kreativität. Das Ziel ist, dass die Teilnehmenden gestärkt, zentrierter, entspannter und mit bereichernden Erfahrungen nach Hause gehen. Die Teilnehmenden haben erkannt, welche Ressourcen brachlagen und was dazu geführt hat, dass Ressourcen aktiviert wurden, sowie welches Werkzeug in den eigenen Handwerkskoffer gehört, um zu Hause diese Ressourcen erneut stärken zu können. Durch das Bewusstwerden und das Spüren der kraftspendenden und belebenden Wirkung bei der Ressourcenaktivierung kann ein neuer Umgang mit diesem Gefühl des Inneren Wachstums initiiert werden. Ein weiteres Lernziel ist die Erkenntnisgewinnung, dass ein erweitertes Bewegungs-, Beziehungs- und Gestaltungssrepertoir sich auch auf die Gefühls-, Denk- und Handlungsebene auswirkt. Lernziel ist, dass die Teilnehmenden diese Erfahrungen bewusst erleben und sie verinnerlichen und sich davon auch für den anforderungsreichen Alltag animieren und inspirieren lassen. Dieses Lernziel ist auch für uns Seminarleitenden bedeutsam: Das Erkennen, dass die Ressourcen erst mit der notwendigen Achtamkeit und Bewusstheit aktiviert werden in einem Alltag, der oft von einer starken Anforderung bis zur Überforderung geprägt ist.

 

2.4  Hypothese

Ein Mensch, der mit Achtsamkeit seine Bewegungs-, Gestaltungs- und Kreativitäsressourcen erkennt, aktiviert und kultiviert und diese mit Achtsam-Sein verbindet, hat diese Ressourcen auch im Alltag in Form von einer flexibleren Denk- und Handlungsqualität und einer erweiterten Palette an Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Mit einer verbesserten Selbstwahrnehmung kann er mit sich und seinem Körper sorgsamer umgehen. Durch dieses „in Verbindung stehen mit sich selbst“ und zusammen mit dem kreativen und gestalterischen Wesenskern kann er die Beziehungsebene kreativer gestalten. Das Repertoir für Emotionen und Körpergefühle erweitert sich und somit das Gefühl der Selbstwirksamkeit, der Selbstfürsorge und des Selbstvertrauens. Wenn der Mensch das Gefühl entwickelt, mit sich und seiner Umwelt verbunden zu sein, steigt auch das Gefühl der Sinnhaftigkeit. Die Ressourcen Kraft und Energie sind besser abrufbar und stehen zur Verfügung.

 

2.5  Themen

Bei der Auswahl des Bewegungs- und Tanzangebotes ist der Aufbau so gestaltet, dass die Teilnehmenden mit Sorgfalt an die Bewegungsthemen herangeführt werden. Der Start erfolgt mit Achtsamkeitsübungen, welche den Fokus auf die Körperwahrnehmung lenken. Über die Körperwahrnehmung kommen die Teilnehmenden bei sich an. Es werden Bewegungsimpulse wahrgenommen, aufgenommen und die Bewegung somit eingeleitet. Je nachdem, wie die Teilnehmenden mit den Themen vom Vortag unterwegs sind, adaptiere ich das Programm.

Themen am Morgen (Kreatives Tanzen, Bewegen und Gestalten)

Achtsamkeit: Tagesbeginn mit einer Achtsamkeitsübung. Dabei ist das Akzeptieren

  von dem, was sich auf körperlicher, psychischer und geistiger Ebene zeigt ein

  erwünschte Haltung

Ankommen im Körper mit Wahrnehmungsübung / Bodyscann, Bewegung und Stimme

Die Kinesphäre innerhalb der Bewegungsentfaltung, Stocktanzübungen und

   Improvisationen zu zweit wahrnehmen und stärken

Körperwahrnehmung: den Fokus nach Innen richten und gegenwärtig sein

Differenzieren von Bewegungsqualitäten, Bewegungsentfaltung mit den Laban Be-

   wegungsfaktoren

Improvisationen und Gestaltung einer Bewegungsgeschichte

Choreographiearbeit: Bewegungen differenzieren und präzisieren, Ausdruck, Gefühl,   

  Form und Dynamik definieren

Malen, Zeichnen, Schreiben um gemachte Erfahrungen zu vertiefen und zu verankern

Kommunikation: Austauch zu zweit, innerhalb der Gruppe, Feedback, Befindlichkeit

Kraftwesen, Archetypen, Imagination zur Verbindung mit der Ressource Kraft

das Gestalten eines Kraftwesens: von der Bewegungsimprovisation zur Gestaltung 

   einer Figur

Theorie über die Archetypen und ihrer kraftvollen und energiegeladenen Wirkung

Chakratanzen und Chakratönen zu live Musik

die Livemusik mit dem Wechselspiel zwischen Bewegung, Tanz und Musik                         

Eigenfürsorge: Spannungen Regulieren/Ausgleichen mit Dehnung, Berührung, Massage  Ressourcen auftanken in der Natur:  Wald, Felsen, Wasserfall, Wiesen, Tiere etc Ener-

   gien wahrnehmen/aufnehmen/ gestalten

 

      2.6  Therapeutische Feinplanung der 5 Seminartage

 

֍  1. Seminartag:       Begrüssung, Vorstellungsrunde, Austausch, Information über Arbeits-

                                   weise und Wochenstruktur // Achtsamkeitsübung // Erstes Bewe-

                                   gungsangebot zu Livemusik      

                                    Musik mit dem Thema: Ankommen, erste Begegnungen innerhalb der

                                   Gruppe // spielerischer Dialog // Zweites Bewegungsangebot: Bewe-

                                   gungsentfaltung und Bewegungsrepertoirerweiterung zu Livemusik

 

֍   2. Seminartag:           Achtsamkeitsübung // «Im Körper heimisch werden» mit Dehnen,

                                    Räkeln Strecken, Gähnen, Lösen etc alleine und mit Partnerübung,

                                    anschl. Austausch zu Zweit // Save Place, sich einen Wohlfühlort

                                    gestalten, das Erkunden des Innenraumes, Aussenraumes,

                                    Wechsel, Integration mit Malen, Zeichnen, Schreiben

 

֍   3. Seminartag:            Achtsamkeitsübung // Stocktanz Escrima mit den Themen Führen und

                                     Führen-Lassen und Vertrauen aufbauen, Eigenraum definieren, Regu-

                                     lation von Nähe-Distanz, Bewegungsreperoirerweiterung, Entwickeln

                                     einer Choreographie, Vertiefung im Erfahrungsfeld: Kraft, Sicherheit,

                                     Vertrauen // mit dem Kraftwesen über die Stimme in Resonanz kom-

                                     men

 

 ֍  4. Seminartag:            Achtsamkeitsübung // Kraftwesen als Helferfigur: das Kraftwesen

                                     nimmt Gestalt an: Bewegung, Stimme, Gesten, Mimik, das Kraftwesen

                                     im Raum und in der Begegnung // Spaziergang in der Natur,

                                     im Wald. Auskundschaften des Spielortes, einen Gegenstand

                                     aussuchen und beschreiben // Befindlichkeitsrunde mit den Themen:

                                     gemachte Erfahrungen mit dem Kraftwesen, Naturgegenstand // Tan-

                                     zen in freier Natur: wie entwickelt sich das Kraftwesen und

                                     was kristallisiert sich heraus

 

֍   5. Seminartag              Achtsamkeitsübung // Kraftwesentanz zu zweit gestalten mit den In-

                                     teraktionen innerhalb der Begegnung und dem Definieren der

                                     Livemusik // Präsentation des Kraftwesentanz mit dem Thema

                                     Begegnungsgeschichte // Feiern mit dem Chakratönen

                                     und dem Chakratanzen // Abschlussrunde: bewegter Austausch im

                                     Kreis und Austausch über das Erlebte innerhalb der Seminarwoche

 

 

 

                                    

                                    

 

3.1 Salutogenetischer Ansatz

 

Die TBT arbeitet mit dem salutogenetischen Ansatz, welcher vom Arzt Aaron Antonovsky (1923-1994) geprägt worden ist.

 

                                       

 

Die Salutogenese befasst sich mit dem Gesundsein des Menschen. Im Gegensatz dazu befasst sich die Pathogenese mit dem Kranksein des Menschen. Aus der salutogenetischen Perspektive bewegt sich der Mensch auf einem prozesshaften Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit. Ein zentrales Thema der Salutogenese ist das Kohärenzgefühl « sens of coherence», also ein Gefühl von Stimmigkeit. Der Gesundheits- bzw. Krankheitszustand eines Menschen wird nach Antonovsky wesentlich davon bestimmt, wie seine Grundhaltung gegenüber der Welt und dem eigenen Leben ist, wie sehr er das Vertrauen in Sinnhaftigkeit, Vorhersehbarkeit, Machbarkeit erlebt und wie gut er seine Ressourcen ein- und umsetzen kann.

 

Diese Grundhaltung, die Welt als zusammenhängend, sinnvoll zu erleben, setzt sich nach Antonovskys Überlegungen aus drei Komponen zusammen:

 

Verstehbarkeit «sens of comprehensibility»: Menschen mit ausgeprägtem Kohärenzgefühl erleben die Welt als strukturiert, vorhersehbar und erklärbar. Gleiches gilt für ihre inneren Erfahrungszustände. Ebenso haben gesunde Menschen mit ausgeprägtem Kohärenzgefühl das Gefühl, dass auch andere Menschen sie verstehen. Diese Verstehbarkeit ordnet Antonovsky der kognitiven Seite des Erlebens zu.                                                                                                         

 

Handhabbarkeit « sens of manageability»: Hinter dem Gefühl der Handhabbarkeit der Welt steht die Überzeugung, generell geeignete Ressourcen an der Hand zu haben, um Probleme und Herausforderungen zu bewältigen. Schwierigkeiten, so die Überzeugung, sind zu meistern – gleichgültig, ob der Betreffende sie selbst löst, ob er sich auf andere verlässt oder einer höheren Macht vertraut. Auch Handhabbarkeit wird der kognitiven Seite des Erlebens zugeordnet.

 

Bedeutsamkeit, Sinnhaftigkeit « sens of coherence»: Menschen mit hochgradigem Kohärenzgefühl halten ihr Leben und ihr Tun für sinnvoll. Die Aufgaben sind es wert, dass man Energie in ihre Lösung investiert – gleichgültig „wie die Sache ausgeht“. Menschen mit viel Kohärenzgefühl werten ihr Leben als interessant, lebenswert und schön. Diese Komponente „Sinnhaftigkeit“ ordnet Antonovsky als affektiv-motivationale Komponente im Salutogenese-Modell ein. Sie gilt unter den drei Komponenten des Kohärenzgefühls als wichtigstes Element

 

Auszug: Bengel J, Strittmatter R, Willmann R (2001). Was hält Menschen gesund?

 

 

 

3.2 Achtsamkeit

 

Achtsamkeit bedeutet die Kultivierung des Gewahrseins von Moment zu Moment durch das sorgsame, systematische und disziplinierte Aufmerksamsein. Dabei kann es zunächst so scheinen, als ob das, worauf wir die Aufmerksamkeit richten – das heisst die verschiedenen möglichen Objekte der Aufmerksamkeit - das Wichtige ist. Alles im Spektrum unserer Erfahrungen kann zum Objekt unserer Aufmerksamkeit werden: was wir in einem bestimmten Augenblick sehen, hören, schmecken, berühren, fühlen oder wissen. Der Grund dafür ist, dass wir uns vom Beginn der Meditationspraxis an auf etwas konzentrieren müssen, um unsere Aufmerksamkeit auszurichten – sei es auf den Strom des Ein- und Ausatmens oder auf Klänge, die wir hören, oder auf irgendetwas anderes, das wir im gegenwärtigen Moment wahrnehmen oder erkennen können. (Jon Kabat-Zinn)

 

                                  

 

 

 

Die Tanz- und Bewegungstherapie ist eine geeignete Methode, um unsere Achtsamkeit zu trainieren. Dazu Udo Baer:

 

Therapie ist Achtsamkeit, weil in der Therapie KlientInnen ihr Erleben beachten und die daraus entspringende Regung ihres Leibes spüren. Therapie braucht Achtsamkeit, weil nur dann, wenn KlientInnen sich ihres Erlebens gewahr werden, sie mitbekommen können, welche Hindernisse, Hemmnisse, Barrieren ihr Erleben seinseitig gestalten oder einschränken und welche Möglichkeiten sich auftun, ihr Leben zu verändern. Therapie schafft Achtsamkeit, ja ist eine Schule der Achtsamkeit, weil die TherapeutInnen den KlientInnen dabei behilflich sind, ihre Achtsamkeit zu entwickeln, auch dem Hintergrund ihres Erlebens nachzuspüren und gerade dem, was im Alltag zu kurz kommt oder zu kurz zu kommen droht, Aufmerksamkeit zu schenken. Achtsamkeit ist Wahrnehmung- ich nehme wahr, dass ich mich langweile oder Hunger habe, dass mich jemand fragend anschaut oder dass eine angespannte Stimmung herrscht. Achtsamkeit umfasst aber auch die Haltung, mich und meine Wahrnehmung überhaupt ernst zu nehmen, ihnen Raum zu geben. (Baer/ Frick- Baer Seite 33)

 

 

 

3.3 Körperbildarbeit

 

Ziel der Tanztherapie ist es, das Körperbild und Körper-Ich des Menschen

 

soweit wie möglich zu stabilisieren, um ein stabiles Gefäss sowohl für die alltäglichen als auch intensiveren Emotionen zu schaffen. (Petra Klein)

 

 

 


Das Körperbild bezeichnet das Selbstbild, das sich eine Person innerhalb des Körpererlebens und den damit verbundenen inneren Bildern vom Körper macht. Es ist die körperliche Identität, die empfunden, gefühlt und imaginiert wird und sich in einem inneren Bild zu einem sammenhängenden Körperbild zusammenfügt. Ein von innen und aussen wahrgenommener Körper.

 

 

 

Udo Baer schreibt über das Körperbild: Das Körperbild ist also kein Abbild des Körpers, sondern Imagination; es geht nicht darum, eine Hand zu malen, sondern das innere Bild, das entsteht, wenn man sich mit der Hand beschäftigt, wenn man sie erlebt. Das Körperbild ist folglich eine erlebte Imagination, eine Kombination der beiden Leibregungen Körpererleben und Imagination. (Udo Baer/Gabriele Frick-Baer)

 

 

 

Ein positives Körperbild bedeutet: Die Person fühlt sich in ihrem Körper wohl und ist mit ihrem Körper zufrieden, unabhängig von Gewicht, Körperform oder Unvollkommenheiten.

 

Im Rahmen dieses Seminars arbeiten wir propriozeptiv, affektiv und visuell mit dem Körper. Der Körper kann somit mit allen Sinnen wahrgenommen werden. Mit der Körperwahrnehmung, der Bewegung und innerhalb der Interaktionen mit anderen Teilnehmenden. Das Körperbild wird mit einer achtsamen und auf den Prozess des Teilnehmenden eingehende Begleitung durch die tänzerische und gestalterische Arbeit erweitert. Körperwahrnehmung, Bewegungsrepertoirerweiterung und Bewegungsgestaltung machen einen grossen Teil der Arbeit in der Seminarwoche aus. Dies sind wichtige Methoden, welche ich anwende, um den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, das Körperbild positiv zu beeinflussen und zu gestalten.

 

 

 

                        3.4 Laban Bewegungsfaktoren

 

Die Labanbewegungsfaktoren werden in der TBT zur Analyse benutzt und können als Interventionen zur Entfaltung von Bewegungsprozessen eingesetzt werden.

 

Die Laban Bewegungsfaktoren sind:

 

Faktor Zeit: schnell-langsam

 

In der TBT benennen wir den Faktor Zeit mit Tempo. Mögliche Intervention: «Verändere dein Tempo und schaue, was passiert». Verlangsamung sowie Dynamik werden erfahrbar und führen in die Körperwahrnehmung.  

 

 

 

Faktor Kraft: fest-zart

 

Mögliche Intervention: «wieviel Kraft brauchst du für deine Bewegung»?

 

 

 

Faktor Raum: direkt-indirekt

 

Mögliche Intervention: «wieviel Raum nimmt die Bewegung ein», «wie möchtest du von A nach B gelangen»?

 

 

 

Faktor Bewegungsfluss: frei-gebunden

 

Mögliche Intervention: «wie stark führst du die Bewegung? Was passiert, wenn du etwas von der Kontrolle abgibst»?

 

 

 

Impuls aus Körperteil:

 

Mögliche Intervention: «Von wo nimmst du den Impuls für diese Bewegung», «wo beginnt deine Bewegung»?

 

 

 

Faktor Gefühl:

 

Mögliche Intervention: « in welches Gefühl lässt dich diese Bewegung eintauchen»?

 

 

 

Faktor Beziehungsaspekt:

 

Mögliche Intervention: « verändert sich dein Krafteinsatz, wenn du jemandem in die Augen siehst»?

 

 

 

Faktor Spiritualität:

 

Mögliche Intervention: « wie stark fühlst du dich in Verbindung mit dir und dem, was dich umgibt», «nimmst du noch mehr war als das, was wir benennt haben»?

 

 

 

Für die Bewegungsrepertoirerweiterung nehme ich auch die Bewegungsfaktoren, die beim 5 Rhythmen-Tanzen nach Gabrielle Roth verwendet werden:

 

 

 

Flowing (fliessen) / Staccato / Chaos /Lyrical (lyrisch) / Stillness (Stille)

 

 

 

                    3.5 Bewegungsimprovisation und Gestaltung

 

Bei der Bewegungsimprovisation mit unerfahrenen oder wenig erfahrenen Teilnehmenden achte ich auf einen sorgfältigen Aufbau. Wichtig ist, dass der Erfahrungsraum erlaubend, unterstützend und schützend gestaltet wird. Mit den neuen Bewegungserfahrungen gehen auch neue Denkerfahrungen einher. Wertvorstellungen und Überzeugungen bewegen sich mit und Offenheit, Gelassenheit, Geschehenlassen spielen sich sowohl auf der geistigen als auch auf der körperlichen Ebene ab. Verschiedene Herangehensweisen ermöglichen den Teilnehmenden, in das Improvisieren und Gestalten von Bewegungen hineinzufinden. In der einen Variante leite ich die Leute an, durch den Raum zu gehen und aus dieser gewohnten Alltagsbewegung (Gehen) heraus zu variieren mit der Richtung, den Raumebenen, mit Krafteinsatz, mit verschiedenen Schrittformen, variieren mit Vorwärts- Seitwärts- Rückwärtsgehen etc. Von einem vertrauten Bewegungsmuster in neue Bewegungsmuster zu gelangen gibt mehr Sicherheit. In der anderen Variante führe ich die Teilnehmenden von der Körperwahrnehmung aus, konkret von den inneren Bewegungen der Atmung und des pulsierenden Herzschlages über die kleinen Bewegungen der Wirbelsäule zum Becken – Beine – Füsse und von der Wirbelsäule – Kopf -Schultern – Arme – Hände hin zu Bewegungsimpulsen, welche sie aufnehmen und damit explorieren können. 

 

                                         

 

Eine weitere Form der Bewegungsimprovisation bietet sich mit Materialien an. Mit Tüchern oder Bällen experimentiert jede Person auf spielerische Art und Weise zuerst für sich und später auch innerhalb der Gruppe. Der gestalterische Aspekt setzt dann ein, wenn das Bewegungsmaterial geformt, benennt, differenziert, reflektiert wird. Mit diesem Prozess werden auch die Gefühle klarer und diese können mit der Gestaltung sichtbar gemacht werden.

 

In der Gestaltung gibt der Mensch den inneren Erlebnissen und erfahrenen Gefühlsqualitäten eine äusserlich sichtbare Form. Er sucht bestimmte Bewegungsmuster, gibt dem Gefühl einen bestimmten Rhythmus mit speziellen Schritten, drückt das Erlebnis durch eine charakteristische Körperspannung aus und nimmt entsprechend Raum ein. Durch diese Ausgestaltung gewinnt er Kontrolle über seine Gefühlswelt. (Petra Klein 1998, S. 134) 

 

In meiner Erfahrung als Bühnentänzerin in der Sparte Tanztheater war die Tanzimprovisation oft der erste Schritt, sich einer Figur anzunähern und Bewegungsmaterial zu sammeln. Mit der Gestaltung verstärkte sich das Gefühl und präzisierte sich die Bewegung.

 

Die Gestaltung setzt voraus, dass der Mensch seine Gefühle zulässt. Er macht seine Gefühle sichtbar und ver-körpert sie. Auf diese Weise wird seine Gefühlswelt be-greifbar und nimmt Gestalt an. Er wird Herr seiner Gefühle und Empfindungen, anstatt ihnen wie früher ausgeliefert zu sein. (Petra Klein 1998, S. 135)

 

Die Gestaltung als tanztherapeutische Methodik hat zum Ziel, die in der Bewegungsimprovisation gemachte Erfahrung weiter zu integrieren und zu stabilisieren. (Petra Klein 1998, S. 134)

 

Wenn es um das Gestalten eines Bewegungsablaufes geht, sind die Teilnehmenden aufgefordert, ein Bewegungsmuster zu wählen, welches sich während des Improvisierens herauskristallisiert. Die ständige Wiederholung wirkt verstärkend und klärend auf Intensität, Gefühl und Ausdruck. Diese «Klärung» leitet den gestalterischen Prozess und lässt eine Choreographie entstehen.  Tempo und Rhythmus ergeben sich intuitiv.  Mit einem klaren Start und Schluss wird die Choreographie auch zeitlich begrenzt.

 

Eine weitere «Verdeutlichung» des gestalterischen Prozesses findet beim Vorzeigen statt, wenn die Zuschauenden als Zeugen wirken. Die Zuschauenden können eine Ernsthaftigkeit verstärken oder auch einen humorvollen Aspekt. Durch die Zuschauenden wird inhaltlich noch klarer, welche Wesenszüge die Gestaltung prägen.

 

 

 

3.6 Tanzimprovisation zu Livemusik

 

Wenn wir innerhalb des Seminars mit Musik arbeiten, wählen wir die Form der Livemusik. Ich möchte die Vor- und Nachteile der live gespielten Musik beleuchten. Die Vorteile bei der live gespielten Musik sind, dass auf der energetischen Ebene das Klingen, Trommeln, Rasseln, Rauschen etc. direkt vom Instrument mit den Schallwellen in den Raum gelangen. Das Hörerlebnis ist authentisch und «ungeschminkt». Als Bewegende fühle ich mich direkt angesprochen und ich kann Blickkontakt aufnehmen. Auf diese Weise in der Interaktion fühle ich mich gesehen und als Person wahrgenommen.  Es ist ein Dialog zwischen der Musik und dem Bewegen und Tanzen und ein persönlicher Dialog zwischen mir als Tanzende und dem Musiker. Beides ist in demselben Moment gleichzeitig präsent. Die Bewegung wirkt auf die Musik und umgekehrt. Mein Gefühl von selbstwirksam und handlungsfähig wird dadurch noch intensiver. Zusätzlich kann die Stimme - ohne Worte - als Instrument in Form von Summen, Schnalzen etc.  eingesetzt werden. Der Nachteile ist, dass die Instrumentenauswahl in der Ethnomusik begrenzt ist und somit ein weniger breites Spektrum an Tönen, Klängen, Geräuschen etc. angeboten werden kann. Die Ethno- Instrumentierung in der Seminarwoche besteht aus Kleinperkussion, Congas, Djembe, Rahmentrommel, Ngoni (afrikanische Saitenharfe), diversen Flöten, Gongs und Oceandrums. Die damit erzeugte Klang- und Rhythmusvielfalt wirkt erdend, tragend und unterstützend.  Sie fördert den Bodenkontakt und den Kontakt zu Füssen, Beinen und Becken. Das sphärische, abhebende Element der New music oder das liedhafte, romantische Element der Klassischen Musik sind wenig spür- und erlebbar. Die live gespielte Ethnomusik ermöglicht aber Gefühle wie Freude und Fröhlichkeit. Sie unterstützt die Konzentration und das Gefühl für den Rhythmus innerhalb der Bewegung. Uns ist bewusst, dass diese Art der Musik Gefühle und Gedanken auslösen kann, welche hemmen, erregen oder ängstigen und in persönliche Prozesse führen kann. Deswegen setzen wir Instrumente wie die Djembe oder die Basstrommeln mit grosser Sorgfalt ein und meine Wahrnehmung ist auf die Befindlichkeit der Teilnehmenden ausgerichtet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

      

 

 

 

 

 

                         3.7 Methoden

 

Die Methoden, welche wir während des Seminars anwenden, kommen vorwiegend aus der Tanz- und Bewegungstherapie, der körperorientierten Musik, aus der Achtsamkeitspraxis von John Kabat-Zinn, der Gewaltfreien Kommunikation von Marshall B. Rosenberg und dem Schamanismus. Bei der Arbeit mit der Kinesphäre nehmen wir die Methode Stockkampfkunst/ therapeutische Escrima.

 

 

 

                         3.7.1Körperreisen

 

Bei der Methode Körperreise oder Body-Scan geht es darum, den Körper wahrzunehmen, ohne dabei etwas willentlich verändern zu wollen. «Das was ist, darf sein» Trotzdem bewirkt das fokussierte Wahrnehmen oft eine Veränderung wie zum Beispiel ein Herabsetzen des Muskeltonus oder eine Beruhigung des Herzschlages. Es kann aber auch andere Veränderungen geben wie mehr Spannung oder schnelleres Atmen etc. Die Teilnehmenden suchen sich für die Körperreise einen Ort und eine Position ihrer Wahl. Die Aufmerksamkeit beginnt bei den Zehen, fokussiert sich weiter auf Beine, Becken, Lende, Bauch, Brustkorb, Hals, Kopf, Schultern, Arme und Händen, wobei nach Gewicht, Temperatur, Spannung, Ausdehnung, Zusammenziehen etc gefragt wird.  Am Ende wird immer auch der Körper seiner Ganzheitlichkeit wahrgenommen. Je nachdem, wie geübt die Teilnehmenden sind, passe ich die Anleitung an, indem ich kürzer oder länger an Körperorten verweile oder mehr oder weniger verbal begleite.

 

Für Menschen mit traumatischen Erfahrungen oder mit starken ich-strukturellen Schwächen kann das Liegen und Spüren bedrohlich sein. In dieser Situation gilt, wie für jedes Angebot, dass ein Aussteigen jederzeit möchlich ist. Dabei hilft, die Augen zu öffnen und sich zu bewegen.

 

 

 

 

 

                                    3.7.2 Themenzentrierte Improvisation

 

Die einzige Struktur ist das Thema: Wir improvisieren mit Themen wie Gegensätzen, Raumebenen, mit oder gegen die Musik, sowie mit einzelnen Körperteilen, dem Körpergewicht, mit Bewegungsqualitäten nach Laban, Nähe/Distanz, Blickrichtung und Blickkontakt etc. Die Anleitung muntert zum Experimentieren und Erkunden auf und motiviert, die Möglichkeiten und Grenzen zu erfahren. Improvisation zum Thema Kraftwesen ergibt sich aus unserem Fokus Ressourcen (Kraftquellen) zu aktivieren. Eine Bewegungs-Arbeit mit «archaischen Wesen» eigenet sich hierfür besonders gut. Als Vorbereitung machen wir eine geführte und mit Rahmentrommeln begleitete Kraftwesensuche, wobei zuerst innere Bilder, Gefühle, Fantasien entstehen. Dann, aus inneren Impulsen heraus, entstehen die Bewegungen, welche dank der vorbereitenden Kraftwesensuche bald Gestalt annehmen, da Gefühle und innere Bilder bereits vorhanden sind. Für die Teilnehmenden bedeutet dies, Kontrolle abzugeben, in die «Nichtidentität» einzutauchen und aufkommende Bilder von Kraftwesen, Gefühle und Bewegungsimpulse ins Bewusstsein zu holen. Mit den neu entdeckten Bewegungen, welche durch die spezifische Kraft, Energie und Emotionalität des Kraftwesens verstärkt werden, machen die Tanzenden ganz neue Bewegungserfahrungen. Ich begleite die Teilnehmenden verbal und unterstütze und ermutige sie darin, diesen Erfahrungsraum der Bewegungsentfaltung mit den neu entdeckten Kraftqualitäten, dem «instinktiven und ungewohnten Handeln» gut zu heissen und anzunehmen.

 

 

 

3.7.3. Bewegungsrepertoir Erweiterung

 

Bei der Bewegungsrepertoirerweiterung geht es darum, neue Bewegungs- und Ausdruckserfahrungen zu machen, neue Bewegungsqualitäten zu spüren und den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern. Die Bewegungsrepertoirerweiterung geschieht während der Bewegungsentfaltung, des Choreographierens und des Gestaltens. Immer dann, wenn eine neue Bewegung in das schon vorhandene Bewegungsrepertoir integriert wird.

 

 

 

                        3.7.4 Choreografie

 

Innerhalb des Seminars definiere ich das Erarbeiten einer Choreografie wie folgt: Eine Choreografie ist eine Abfolge von Bewegungen, welche sich wiederholen lässt. Das Ziel einer Choreografie ist, die Bewegung mehr und mehr zu differenzieren und zu präzisieren: welcher Ausdruck, welches Gefühl, wie ist die Form, wie die Dynamik, wo im Raum findet sie statt etc.

 

Weitere Ziele dabei sind:

 

a)      Beim Entwickeln: in den gegenwärtigen Moment eintauchen und sich auf etwas fokussieren -Struktur erleben – sich für etwas entscheiden – Loslösen vom eigenen Prozess und hinwenden zum Bewegungsprozess – die Gefühlswelt kontrolliert nach aussen tragen – eigene Kreativität nutzen und in einen gestalterischen Prozess umsetzen – das eigene Bewegungsrepertoir vertiefen und den persönlichen Ausdruck stärken

 

b)      Beim Anleiten: in den gegenwärtigen Moment eintauchen – sich klar und bestimmt zeigen – sich in der Bewegung definieren – sich in der Leaderposition erleben

 

c)      Beim Erlernen einer «fremden» Choreografie: neue Bewegungen entdecken und dabei sein eigenes Bewegungs- und Erlebnisrepertoir erweitern – sich einlassen auf neue Körperformen und neue Gefühlsausdrücke - Annehmen

 

d)      In der Gruppe tanzen: positive Energie der Gleichschaltung erleben in Form von gebündelter Kraft – Einigkeit erleben

 

Mit der Choreografie schaffe ich eine Distanz zwischen mir und einer persönlichen Problematik. Und trotz dieser Distanz bleibt die Verbundenheit zu mir.

 


 

 

 

                    3.7.5 Bewegungsimprovisation und Gestaltung

 

In der Gestaltung eines Bewegungsablaufes wird «fixiert», was in der Improvisation «flüchtig» war. Ausgewählte Bewegungen werden wiederholt und so lange geformt, bis es sich stimmig und «richtig» anfühlt. Durch das Wiederholen vertiefen sich die Gefühle. Die Gefühle werden sichtbar und verkörpern sich. Da die Gefühle mit der Bewegung verwoben sind, werden sie lenkbar und eine Einflussnahme der eigenen Befindlichkeit wird möglich.

 

Die Gestaltung zielt darauf, sichtbar zu werden und gesehen zu werden. Es ist immer wieder beeindruckend, wenn sich innerhalb einer Bewegungsgestaltung zuvor wenig bis nicht sichtbare Wesensanteile eines Menschen zeigen. Für diesen Gestaltungsprozess ist es wesentlich, dass sich ein Vertrauen innerhalb der Gruppe hat installieren können.

 

Im Gestaltungsprozess wird dem inneren Geschehen eine äussere «Gestalt» gegeben: mehr und mehr werden Körperspannung, Raumebene, Bewegungsmuster, Dynamik, Rhythmus und die Gefühle definiert. Voraussetzung ist, dass die Gefühle zugelassen werden, Gestalt annehmen und somit kontrollierbarer werden.

 

 

 

  3.7.6 Kraftwesensuche (Schamanistische Methode)

 

 

 

 

 

 

 

Die Kraftwesensuche in Begleitung der Rahmentrommel ist eine Methode, um die Teilnehmenden in eine «Tag-Traumwelt» einzuladen und durch innere Bilder und Vorstellungen mit tieferliegenden Energie- und Kraftfeldern in Ressonanz zu bringen. Ist die Verbindung durch innere Bilder, Gefühlen, Visionen hergestellt, vertiefen wir die Erfahrung dadurch, dass das «Kraftwesen» benennt wird und in Bewegung kommt. Bei der Bewegungs-Erfahrung mit dem Kraftwesen geht es mir darum, mit den kraftvollen, eigenen Persönlichkeitsanteilen in Kontakt zu treten.

 

Das Kraftwesen geht mit dem Vitalaspekt unserer Seele einher. Es steht für unsere Vitalität, für unser instinkthaftes Handeln und damit für unsere Gesundheit und unsere Kraft, die von innen kommt. (Eva Gültinger)

 

Zum Thema Tiere als Verbündete schreibt Anna Halprin:

 

Irgend etwas Ungeheuerliches, vielleicht sogar Instinktives geschieht, wenn wir uns vorstellen, dass sich die menschliche Natur in das Wesen eines Tiers verwandelt. Diese Vorstellung inspiriert uns, zu unbewussten Gefühlen und psychischen Bedürfnissen in Beziehung zu treten. In dem wir mit Hilfe von Bewegungen ein Tierbild verkörpern, können wir Eigenschaften erfahren, zu denen wir in unserem gewöhnlichen Leben keinen Zugang haben. Die Bewegungen eines Tieres zu verkörpern kann uns den Zugang zu jenen verborgenen und blockierten Emotionen erschliessen, die wir in unser Leben integrieren müssen, weil sie für unsere Heilung von entscheidender Bedeutung sind. 

 

Der Tiger gilt im Buddhismus als weiser Führer und in China gilt er als Symbol für die Tapferkeit. Die Teilnehmenden finden auf der Kraftwesensuche selber heraus, wie zB der Tiger sich anfühlt, wie er sich bewegt, welche Eigenschaften und Kraftqualitäten er hat.                                         

 

 

 

 

 

3.7.7 Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK)

 

Unsere Art und Weise, wie wir als Kursleitende mit den Teilnehmenden kommunizieren und wie diese untereinander kommunizieren, trägt entscheidend dazu bei, dass die Teilnehmenden sich für Kreativität und Gestaltungsprozesse öffnen können. In der Kursleitung und in der Führung der Gruppe inspirieren wir uns am Kommunikationsstil der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), den wir bei Renata Vogelsang vermittelt bekommen haben. Deshalb ist uns wichtig, dass Wertschätzung und Gleichwertigkeit immer präsent bleiben im Umgang miteinander. In den Feedbackrunden und den Befindlichkeitsrunden halten wir die Teilnehmenden an, von sich und ihren Beobachtungen und Gefühlen zu erzählen ohne zu interpretieren und so ehrlich (authentisch) wie möglich zu bleiben. Bei der Befindlichkeitsrunde ist es uns ein Anliegen, dass jeder Teilnehmende sich mitteilt. Auch wenn es die Information ist, dass sie oder er nicht über die Befindlichkeit reden möchte. Die Beobachtungen und Wahrnehmungen werden weder bewertet noch gewertet.

 

Von Scott Peck übernehmen wir nachfolgende Kommunikationsempfehlungen, die für eine Gruppenbildung hilfreich sind. Er weist darauf hin, dass der «Erforschergeist» statt des Dozierens und Rechtfertigens, das Respektieren von Vertraulichkeiten, das Erkennen des Wertes von Stille und Schweigens, das respektvolle Zuhören und das Eingehen von Risiken wichtige Faktoren für eine Gemeinschaftsbildung sind. Bei Interesse von Seiten der Teilnehmenden stellen wir auch Lesematerial bezüglich der verschiedenen Phasen der Gemeinschaftsbildung (Building Community) von Scott Peck zur Verfügung.

 

 

 

                              3.7.8 Escrima als tanztherapeutische Anwendung

 

Escrima ist eine philippinische Stockkampfkunst, welche therapeutisch eingesetzt werden kann. Dabei verzichtet man auf komplexe Abläufe und bleibt bei den ganz einfachen Schlagabfolgen. Das Ziel ist die Entwicklung verschiedener Fähigkeiten und Stärken in geistigen, psychischen und körperlichen Bereichen wie zum Beispiel das Erlangen von geistiger Klarheit, die Abgrenzungsfähigkeit, die Stärkung von Selbstvertrauen, die Selbstbewusstheit und Selbstwirksamkeit. Escrima ermöglicht den Teilnehmenden, kraftvoll mit sich und dem Gegenüber in Kontakt zu kommen und sich gegenseitig zu stärken. Der wichtigste Unterschied zwischen der Kampfkunst Escrima und dem therapeutisch eingesetzten Escrima ist, dass es im therapeutische Escrima nicht darum geht, einen «Gegner»zu treffen, sondern darum, mit einem «Partner» klare und zielgerichtete Schlagabtausche zu machen.  Achtsamkeit und Konzentration wird ebenso geschult wie klare Abgrenzung des Eigenraumes. Die ca. 60cm langen Stöcke sind aus Rattan hergestellt, einem Schilfrohr, welches nicht brechen kann. Eine weitere Zielsetzung kann der Umgang mit Aggression sein.  Mit dem Aufeinanderschlagen der Stöcke können aggressive Impulse kanalisiert werden. Die dabei gemachte Erfahrung, nämlich eine «Antwort» auf den Schlag, indem zwei Stöcke aufeinandertreffen, wird als Begrenzung erlebt. Der Partner oder die Partnerin gibt eine positive Anwort, ein Körperfeedback.

 

                                        

 

 

 

Im Seminar nehmen wir zwei weitere Elemente dazu, namentlich das Thema Führen und Führenlassen, um das gegenseitige Vertrauen aufzubauen und die Choreographische Arbeit, indem die Teilnehmenden zu zweit einen kurzen Bewegungsablauf definieren. Wir wollen damit die kreative, gestalterische und spielerische Seite fokussieren. Mit den Stöcken werden grosse, runde und kraftvolle Bewegungen möglich. Diese Erweiterung der eigenen Kinesphäre in ein grösseres gemeinsames Wirkungsfeld lässt zu, dass sich auch die inneren Körperräume ausdehnen. Bei eher schüchternen und introviertierten Teilnehmenden hat die persönliche Choreographische Arbeit eine spannungslösende und befreiende Wirkung. Als Alternative zu den Rattanstöcken stehen die weicheren «tönenden Stäbe» zur Verfügung. Sie sind aus Hartplastik und erzeugen durch Schwingung Töne.

 

 

 

Seine Affinität zum Tanz bewies Escrima zur Zeit der spanischen Besatzung im 18. Jahrhundert, als die spanische Führung alles verbot, was die philippinische Tradition ausmachte. Im Tanz konnten nicht nur die traditionellen Schriftzeichen auf den Gewändern der Tänzer überleben, sondern auch die Bewegungen des Escrima.

 

«Viele schöne und runde Bewegungen sind hieraus hervorgegangen. Die Kampftänze mit ihren hinreissenden Rhythmen, begleitet durch die eindringlichen Trommeln und stampfenden Füssen der Krieger, sind eine beeindruckende Sache…» (Siebert 2006)                                    In der tanztherapeutischen Nutzung wird der Kampf umgedeutet: Alle im Ursprung kämpferischen Aktionen wrden als Spiegel der Auseinandersetzung mit sich selbst verstanden (Sheets-Johnstone 2010). Wo in der ursprünglichen Kampfkunst Schläge den Gegner treffen und verletzen sollten, übernimmt in der therapeutischen Arbeit jeder Partner Verantwortung für sich und den anderen, damit niemand verletzt wird.

 

 

 

                                        3.7.9 Chakratanzen

 

Wir nehmen die Methode des Chakratönens und des Chakratanzens, um den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, die Energiezentren im Körper zu aktivieren und dadurch zu beleben sowie in Fluss zu bringen. Das System der Chakren ist im Buddhismus, Hinduismus, Tantra, Yoga, bei den nordamerikanischen Indianern, im Sufismus, dem hawaianischen Schamanismus HUNA, dem frühen Christentum, im Qi Gong bekannt und anerkannt.

 

« Im Bereich der Energieversorgung, Steuerung und Verteilung sind bereits vor Hunderten von Jahren hellsichtigen Menschen Schwingungsbereiche aufgefallen, die wie Räder (Rad = Chakra) Energie anziehen und abgeben. Die Lehre einer flächenbezogenen Betrachtungsweise der Ätherebene der Aura mit den Chakras als feinstoffliche Energietransformatoren hat sich vor allem im asiatischen Raum (Indien, China, Tibet) verbreitet» «Dr. Diethard Sterzl»

 

 

 

Chakratönen als Vorbereitung zum Chakratanzen:

 

Im Stehen, Liegen oder Sitzen nehmen die Teilnehmenden Verbindung zum jeweiligen Chakra auf und vertiefen die Atmung, indem sie beim Ausatmen Klang erzeugen mit dem vorgegebenen Vokal. Das Wurzelchakra hat den tiefsten Klang und den Vokal Uuuu. Das Sakralchakra den Vokal Oooo. Das Solarplexus Chakra den Vokal Oooo etwas offener. Das Herzchakra den Vokal Aaaa. Das Stirnchakra den Vokal Iiiii. Das Scheitelchakra den Vokal Mmmm. Die Tonlage verändert sich bei jedem Chakra und wird immer höher. Das Tönen kann variiert werden, sowohl bei der Tonlage als auch bei der Wahl der Vokalen. Die Teilnehmenden können wählen zwischen den Vorgaben und der eigenen Intuition.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Chakratanzen:

 

Die Teilnehmenden beginnen in der Stille und im Stehen. Die Musik beginnt zu spielen. Wir starten bei dem Wurzelchakra. Die Anleitung dient als Inspiration:  Bewegungsimpulse aufnehmen, sich Verbinden mit der Bewegung, den Klängen, der Musik, den innewohnenden Energien, Gefühlen, Elemente, der Stimme, der Inspiration, der Kreativität etc

 

Folgende affirmative Inputs:

 

Wurzelchakra: das Recht auf Leben; ich lasse meine Ängste los; Urvertrauen, Lebensenerige, feurig. Farbe: rot / Element: Erde                                                                                                      

 

Sakralchakra: das Recht auf Fühlen; ich fühle mich wohl; Geborgenheit, Hingabe, Sexualität    Farbe: orange / Element Wasser

 

Solarchakra: das Recht auf Entscheidung; ich handle aus meiner Kraft heraus; Selbstachtung, Abgrenzung, Zentrierung Farbe: Gelb / Element Feuer

 

Herzchakra: das Recht auf Liebe; ich liebe und akzeptiere mich; Harmonie, Freude, Mitgefühl Farbe: Grün / Element: Luft

 

Halschakra: das Recht zu Sprechen; ich lasse meine Kreativität fliessen; Kommunikation, Ausdrucksfähigkeit, Inspiration Farbe Hellblau / Element Äther

 

Stirnchakra: das Recht auf Erkenntnis; ich lasse Licht in mein Leben; Erkenntnis, Zusammenhänge Intuition

 

Kronenchakra: das Recht auf Wissen; Inspiration ist der Ausdruck meines wahren Geistes; Spiritualität, Weisheit, Selbstverwirklichung

 

 

 

 

 

                        3.8 Musikinstrumente und die Livemusik

 

Peter Hürlimann und ich unterrichten seit vielen Jahren Ethnomusik (Afrikanisch, Brasilianisch und Kubanisch) und Ethnotanz (Afrobrasil Tanz und Afrotanz). Deshalb sind uns die Instrumentr Djembe, Basstrommeln, Glocken, Congas, Qequere, Qaxixi, Berimbau vertraut. Peter Hürlimann ist neben seiner beruflichen Tätigkeit als Musiker in einer Institution als Betreuer tätig und hat in seinem Arbeitsfeld als Musiktherapeut einen Klangraum für Menschen mit Demenz eingerichtet. Er spielt dort ebenfalls auf Instrumenten wie das Monochord, das Ngoni (Saiteninstrument), diverse Gongs, Klangschalen, Rahmentrommeln etc. Diese Instrumente eignen sich für Improvisationen ohne Technik und für personzentrierte Interaktionen ohne Worte.

 

In der Seminarwoche spielt Peter Hürlimann einerseits auf Perkussionsinstrumenten Rhythmen, welche eine sehr strukturierte, feurige und erdende Qualität haben und zu kraftvollen, dynamischen und eher grossen Bewegungen animieren. Ein weiteres Spektrum ermöglichen melodiöse Flöten, das Ngoni und das Monochord, welche den Raum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

öffnen und zu raumeinnehmenden und in die oberen Raumebenen gehenden Bewegungen annimieren sowie das Oceandrum und das Watherdrum, welche die fliessenden und weichen Bewegungen unterstützen. Die Gongs und Klangschalen lassen die Bewegungen kleiner und zentrierter werden und ermöglichen, zur Ruhe und zu sich zu kommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wechselspiel zwischen Bewegung, Tanz und Livemusik ist dynamisch und unmittelbar. Die Wirkung ist belebend und unterstützt das Gefühl des im Hier und Jetzt-Sein und somit in einer erfahrbahren Präsenz.  Die live gespielte Musik ermöglicht, Pausen innerhalb einer Musiksequenz einzubauen und die Dynamik von Lautstärke und Geschwindigkeit dem Tanzgeschehen anzupassen. Der entstehende Dialog zwischen den Musizierenden und den Tanzenden fördert das Gefühl der Selbstwirksamkeit und öffnet den Beziehungskanal. Die Trommelmusik kann aber je nach Stimmung und Befindlichkeit zu intensiv wahrgenommen werden und deshalb ist von uns als Seminarleitenden Achtsamkeit und entsprechendes anpassendes Handeln gefordert.

 

Die Stimme ist ein weiteres «Instrument» der Livemusik. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Stimme, wenn sie harmonisch und dezent eingesetzt wird, als angenehm und beruhigend wahrgenommen wird. Sie kann auch interaktiv eingesetzt werden.

 

 

 

3.9 Embodiment

 

Embodiment ist die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche. Es drücken sich psychische Zustände im Körper aus (nonverbal als Gestik, Mimik, Körperhaltung) und Körperzustände beeinflussen wiederum die Psyche. Eine bestimmte Körperhaltung beeinflusst die Emotionalität, die Einstellung, die Beurteilung etc. Ein achtsamer Umgang mit sich, den anderen und der Umwelt beeinflusst das Bewusstsein für und den Umgang mit der eigenen Körperhaltung. Dieses Wissen lasse ich während des Seminars bei den Feedbackrunden     oder in Gruppengesprächen mit den Teilnehmenden einfliessen.

 

Bei näherer Betrachtung klagen Patientinnen und Patienten, die sich primär aufgrund psychischer Beschwerden in Psychotherapie begeben, meist auch über ein komplexes psychosomatisches Beschwerdebild mit Symptomen, welche ihre leib-seelische Gesundheit erfassen. Die leibliche Dimension in der Psychotherapie geht also weit über die Körperbeschwerden hinaus. Die Körperlichkeit (phänomenologisch auch «Leiblichkeit») beeinflusst Einstellungen, Emotionen und Handlungen des Individuums oft auf implizite, unterschwellige Weise. (Prof. Dr. med. Clas Lahmann)

 

 

 

3.10 Archetypen

 

Archetypen sind universelle Urbilder, die in der Seele aller Menschen, unabhängig von ihrer Geschichte und Kultur, vorhanden sind, z.B. die grosse Mutter, die alte Weise, das Mandala, der Held, der Lebensbaum, der Drache etc. Diese Bilder und die Beschäftigung der Seele mit ihnen geben der Persönlichkeit ihre ursprüngliche Balance und Ganzheit zurück. Die Archetypen haben in sich eine absolute innere Ordnung und sind deshalb Hilfe und Zuflucht in Krisen. Wir können die hohe Energieladung der Archetypen nutzen, wenn wir sie in Form von Kraftwesensuche, symbolischen Bildern, Träumen, Märchen, Visionen etc. ins Bewusstsein holen. Bei der themenzentrierten Improvisation zum Thema Kraftwesen nutzen wir diese Archetypen in Form von Kraftwesen, welche sich dann mit dieser klar spürbaren und erfahrbahren Energie bei den Teilnehmenden zeigt.

 

 «Zur archetypischen Qualität einer inneren Vorstellung gehört auch seine emotionale Aufladung, seine „Energie“: In der praktischen Erfahrung der Archetypen zeige sich: «Archetypen sind Bilder und gleichzeitig Emotionen. Man kann von einem Archetypus nur dann sprechen, wenn diese beiden Aspekte gleichzeitig vorhanden sind» (C.G. Jung)

 

« die Archetypen sind die grossen entscheidenden Mächte, sie bringen die echten Ereignisse hervor, und nicht unser Verstand und praktischer Inellekt… Es sind ohne Zweifel die archetypischen Bilder, die das Schicksal des Menschen bestimmen.» (C.G. Jung)

 

 

 

 

 

4       Schlussbetrachtung

 

Zu meiner Fragestellung, welches die entscheidenden Voraussetzungen sind um den kreativen und gestalterischen Prozess innerhalb der Bewegung, des Tanzes und der Gestaltung zu aktivieren, in Fluss zu bringen und zu begleiten und somit die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutze, habe ich folgende Antworten gefunden:

 

Es braucht dieselben Voraussetzungen, wie sie bei jeder tanztherapeutischen Arbeit gegeben sein muss: die Haltung der anleitenden Personen ist wertschätzend, authentisch, empathisch, achtsam und von einer Offenheit gegenüber Neuem und Unbekanntem geprägt. Diese Haltung entwickelt Sicherheit, Vertrauen und Akzeptanz zwischen den Teilnehmenden und den anleitenden Personen und ermöglicht Entwicklungen auf beiden Seiten. Es entsteht eine gleichwertige und respektvolle Beziehung.

 

Meine persönlichen Erfahrungen, die ich als Seminarleiterin gemacht habe sind vielschichtig: meine Ressourcen erkenne und erlebe ich beim Anleiten von Bewegungssequenzen. Ich fühle mich kompetent und sicher bei klar strukturierten Tanzabfolgen, dem Anleiten von Escrima Übungen sowie bei den freien Bewegungsimprovisationen, Bewegungsentfaltungen und der Choreographiearbeit. Ich kann die Teilnehmenden gut führen und innerhalb der Bewegungserfahrung begleiten. Das Salutogenetische Gesundheitsverständnis kann ich gut vermitteln, da ich davon überzeugt bin und positive Erfahrungen damit gemacht habe. Als Tanzschaffende habe ich mit dem Thema Embodiment viel Erfahrung sammeln können und kann dadurch dieses Wissen authentisch weitergeben. Ich weise durch meine Kurstätigkeit langjährige Erfahrungen aus, meine Arbeit mit Livemusik zu kombinieren und fühle mich vertraut damit.

 

Beim Schreiben der Projektarbeit ist mir klar geworden, dass wir uns auf weniger Themen beschränken müssen, um mehr Zeit für den Erfahrungsraum zu haben. Dadurch wird es den Teilnehmenden möglich, sich besser auf das jeweilige Angebot einzulassen. Sie können die gemachten Erfahrungen vertiefen und mehr ins Erleben kommen.

 

Meine eigenen Grenzen habe ich bei der Anleitung der Achtsamkeitsübungen gespürt. Da habe ich im Gegensatz zu den Bewegungsanleitungen noch wenig fachliche Erfahrungen und möchte mir diese im Rahmen von Weiterbildungen aneignen. Ebenso habe ich beim Anleiten der Kraftwesen gemerkt, dass ich damit wenig Erfahrung habe. Das Thema interessiert mich jedoch sehr und die Entfaltung von Kraft, Emotionalität und die Erweiterung des Bewegungsspektrums bei den Teilnehmenden hat mich tief beeindruckt. Auch hier möchte ich mich gerne weiterbilden, um meine fachliche Kompetenz zu erweitern.

 

Ich möchte darauf achten, dass ich in meiner Rolle als Seminarleiterin mehr Mut entwickle, um den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, mehr in den persönlichen Erlebnisraum eintauchen zu können und sie mit noch gezielteren Interventionen besser begleiten und unterstützen.

 

«Um die tanztherapeutischen Ziele zu erreichen, ist eine bestimmte therapeutische Grundhaltung die Voraussetzung. Erst wenn ein derartiger «Beziehungsteppich» vorhanden ist, können tiefgreiffende Prozesse stattfinden. Die innere Haltung der Therapeutin, die von Wertschätzung, Empathie und Echtheit getragen sein sollte, lässt den Vertrauensvollen Boden für die vertiefende tanztherapeutische Arbeit entstehen. Grundsätzlich kann man sagen, dass tanztherapeutiche Prozesse nur dann wachsdumsfördern sind, wenn wir genügend Sicherheit haben. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Unmittelbarkeit und Direktheit der Körpererfahrung nicht als demaskierend und blossstellend erlebt wird». «Verantwortungsvolles Handeln beinhaltet, dass wir die persönlichen Grenzen des einzelnen Menschen achten, verbunden mit einer grundlegenden Akzeptanz gegenüber eventuell auftauchenden Widerständen und Abwehrvorgängen, um nicht durch unvorsichtiges Verhalten eine mögliche psychotische Dekompensation auszulösen». (Petra Klein)

 

Zugehörigkeit, Sicherheit, Akzeptanz: «Aber das kann der Lehrer nur erreichen, wenn er das aktuelle Thema, was immer es auch sein mag, lebendig werden lässt. Er muss zeigen, dass das Thema relevant und interessant ist und dass die Schüler in einer Atmosphäre im Klassenraum, in der Sicherheit, Akzeptanz und Zugehörigkeit spürbar sind, das Lernen als Abenteuer erleben können.» Es braucht, ein auf Vertrauen basiertes, einladendes, inspirierendes und wachsdumsförderndes Erlebnisfeld… (Jon Kabat-Zinn)

 

                                                 

 

I Werbung

 

 

 

Wir benutzen folgende Werbeplatformen: Homepage, Facebook, Newsletter, Whatsapp, Zeitungsinserat, Flyer

 

Auch Arosa Kultur macht Werbung auf einer für die Musikfestwochen aufgeschalteten Homepage: www.musikkurswochen.ch

 

II Literaturliste

 

 

 

Literaturliste:

 

Petra Klein: Tanztherapie - Ein Weg zum ganzheitlichen Sein Dieter Balsies Verlag 3. Auflage 2007

 

John Kabat-Zinn: Achtsamkeit für Anfänger arbor Verlag 2. Auflage 2014

 

Claus Derra/Corinna Schilling: Achtsamkeit und Schmerz Fachbuch Klett-Cotta Verlag 2017

 

Udo Baer/Gabriele Frick-Baer: Leibbewegungen, Herzreise und der Tanz der Würde Semnos Verlag 2. Auflage 2008

 

Elke Wilke: Tanztherapie Theoretischer Kontext und Grundlagen der Interventionen Huber Verlag 2007

 

Anna Halprin: Tanz, Ausdruck und Heilung Wege zur gesundheit durch Bewegung, Bilderleben und kreativen Umgang mit Gefühlen Synthesis Verlag 2000

 

Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation, eine Sparche des Lebens Jungfern Verlag 2013

 

Eva Gütlinger: Schamanisch begleiten Altes Wissen für neue Wege- ganzheitliche Heilzugänge, Freya Verlag 1. Neuauflage 2013

 

Detlef Kappert: Tanz zwischen Kunst & Therapie, Verlag für Ästhetische Bildung 2. Überarbeitete Auflage 2010

 

Prof. Dr. Luise Reddemann und Dr. Cornelia Dehner-Rau: Trauma heilen. Ein Übungsbuch für Körper und Seele, Trias Verlag 4. Überarbeitete Auflage 2013

 

Elaine V. Siegel: Tanztherapie Seelische und körperliche Entwicklung im Spiegel der Bewegung, Klett-Cotta Verlag 1986

 

Antje Abram: Imagination, Junfermann Verlag Paderborn 2017

 

Ruth Girod-Perrot: Bewegungsimprovisation, Wahrnehmung und Körperausdruck, Musikalisch-rhythmische Bewegungsgestaltung, Tänzerische Kommunikation und Interaktion in Gruppen, ACADEMIA Verlag Sankt Augustin, 1. Auflage 2012

 

Wolfgang Schäberle, Susanne Hofinger, Sabine C. Koch: Escrima in der Therapie. Philippinische Stockkampfkunst in der Tanz- und Physiotherapie, reinhardt-verlag.de

 

Murray Stein: C.G.Jungs Landkarte der Seele Patmos Verlag

 

Jürgen Bengel, Regine Strittmatter, Hildebard Willmann: Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert Expertise im Auftrag der BZgA Köln 2001

 

Dr. Diethard Stelzl Heilen mit kosmischen Symbolen Schirner Verlag 5. Auflage 2008

 

Prof. Dr. med. Claas Lahmann Embodiment – eine körperorientierte Perspektive in Psychotherapie und Psychosomatik Auszug aus einer Ausschreibung für ein Intensiv-Seminar im März 19 in der Schützenklinik Rheinfelden